Norderstedt auf den Spuren der Gigabit-Gesellschaft

BUGLAS-Sommerfest 2015 in Norderstedt

 

Das Norderstedter Kulturwerk hat den Sprung in das 21. Jahrhundert bereits geschafft: Aus der ehemaligen Industriebrache ist ein modernes Tagungszentrum geworden – und Schauplatz für das große Sommerfest des Bundesverbands Glasfaseranschluss e.V. (BUGLAS). Rund 150 Vertreter von Mitgliedsunternehmen, Branchenexperten und Politiker konnten am 24. Juni miterleben, wie sich der Verband den „Weg in die Gigabit-Gesellschaft“ für das digitale Deutschland vorstellt. Das Motto spiegelt die Grundüberzeugung wieder, denn „als BUGLAS geben wir uns nicht mit dem Status Quo zufrieden“, wie Verbandspräsident Jens Prautzsch betont. „Wir läuten bereits heute die Gigabit-Gesellschaft ein.“
Der Tagungsort sei ebenfalls passend zum Thema gewählt worden: „Wo könnten wir besser für unsere Visionen werben als in Norderstedt, wo der Anbieter wilhelm.tel bereits 1999 damit begonnen hat, hochleistungsfähige Glasfasernetze zu errichten und zu betreiben.“ Das Regionale Unternehmen unterstützte die zentrale Branchenveranstaltung als einer der Hauptsponsoren.

Die Bedeutung der BUGLAS-Unternehmen als Vordenker und Innovationstreiber erkannt hat auch EU-Digitalkommissar Günther Oettinger. Per Video-Botschaft ließ er die Teilnehmer wissen, dass die starke Stimme des Bundesverbands in Brüssel immer als willkommener Denkanstoß wahrgenommen werde. Aus dem regulatorischen Umfeld pflichtete dem Dr. Wilhelm Eschweiler, Vizepräsident der Bundesnetzagentur bei: „Sie sind der Schlüssel, um die Löcher in der deutschlandweiten Internetversorgung zu schließen!“

Einen möglichen „Werkzeugkasten“ für den Breitbandausbau stellte Veranstaltungssponsor ADTRAN vor. Das Portfolio des Kabelherstellers umfasst weltweite Lösungen für den Bereich Netzwerk, Telekommunikationstechnik und Fiber-to-the-Home (FttH).
Ein Beispiel für zunehmend gefragte Inhalte lieferte das Sponsoringunternehmen M7 Deutschland. Der Content-Anbieter aus Köln betreibt mit KabelKiosk eine unabhängige und voll integrierte digitale Programm- und Dienste-Plattform für Netzbetreiber in Europa.

Ein größeres Bild der Gigabit-Gesellschaft zeichnete Dr. Jörg Ochs von den Stadtwerken München: Mit der Digitalisierung werden Städte mit ihrer Energieversorgung zu „Smart Cities“. Glasfaser sei dabei die optimale Infrastruktur für künftige Smart Grid Anwendungen, vor allem wegen der hohen Bedeutung von Echtzeitfähigkeit für die Netzsteuerung. Dies sei ein elementarer Bestandteil der Energiewende.

Einen weiteren deutlichen Vorgeschmack auf die „Gigabit-Gesellschaft“ lieferte Dr. Maximilian Schenk vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BUI), der neben vielen Branchengrößen wie Sony, Microsoft oder Nintendo auch die deutschen Online-Spielehersteller vertritt. „Die Angebote unserer Mitgliedsunternehmen werden gerne als Spielerei abgetan“, sagte Schenk. „Dabei ist die Videospiel-Branche ein Wachstumsfaktor und Innovationmotor.“ Da der Trend zu Spielewelten über das Internet weiter wachse, sei eine qualitativ gute Internetanbindung mit hohen Upload-Raten wichtig.

Ähnliche Anforderungen hat auch Andreas Winiarksi von Rocket Internet, der seit Jahren die Entwicklung von Start-Ups hautnah begleitet. Diese werden immer digitaler und ausfallsicheres, hohes Breitband sei für ihre Geschäftsmodelle Grundvoraussetzung. Für ihn und die von der Gesellschaft betreuten Start-Ups sei die Datenautobahn deshalb längst mehr als ein Geschäftsfeld: „Das Internet befreit – es ist ein Lebensgefühl und eine Geisteshaltung.“

Was für die wichtigen Entwicklungen an Rückendeckung von den europäischen Institutionen zu erwarten ist, erläuterte der Brüsseler BUGLAS-Verbindungsanwalt Dr. Alexander Benczek. Insbesondere analysierte er die kritischen Pläne der EU, die Regulierung auf europäischer Ebene zu zentrieren, vereinheitlichen und zu vereinfachen, um Skaleneffekte für effiziente Netzbetreiber zu ermöglichen.

Wie andere Länder bessere Rahmenbedingungen für den dringend benötigten Breitbandausbau schaffen, verdeutlichte schließlich die mit internationalen Gästen hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion, moderiert von Dr. Alexander Benczek. David Cullen aus England, Mikael Ek aus Schweden, Pere Alemany aus Spanien und Christian Berg aus Dänemark repräsentieren Organisationen beziehungsweise Unternehmen, die den Glasfaserausbau in ihrer Heimat voranbringen. Im „Glasfaser-Wunderland“ Schweden sind beispielsweise bereits über 55 Prozent der Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgt, auch eine Folge geänderter Fernsehgewohnheiten. Die Diskutanten sind sich einig, dass es weiteren Rückenwind von der Politik in Deutschland geben muss, besonders für die ausbauenden Unternehmen.

Nach den vielfältigen Eindrücken aus der digitalen Welt ließen die Teilnehmer den Abend ganz „analog“ ausklingen: Bei spritzigen Gesprächen, kühlen Getränken und heißen Grill-spezialitäten im ARRIBA Strandbad.